Effiziente und nachhaltige Fertigung
Im Folgenden werden unterschiedliche Bereiche der Produktion und Fertigung beleuchtet und untersucht, was Unternehmen für Möglichkeiten haben, um ihre Prozesse und Fertigungsschritte effizienter und umweltfreundlicher zu gestalten. In Deutschland müssen Industrieunternehmen für das Erlangen von Umwelt- und Energiemanagementzertifikate, die entsprechenden Normen erfüllen. Relevante Normen sind die DIN EN ISO 14001 für das Umweltmanagement und die DIN EN ISO 50001 für das Energiemanagement. Diese erfordern eine stetige Verbesserung in Effizienz- und Umweltschutzangelegenheiten. Aufgrund dessen, dass Volkswagen in Wolfsburg seinen größten Standort hat und ein großes Industrieunternehmen darstellt, werden wir dieses Unternehmen nutzen, um wichtige Maßnahmen für Umweltschutz und Nachhaltigkeit zu erörtern.
Wenn ein Werkstück, ein Objekt oder ein gesamtes Auto produziert und schließlich gefertigt wird, dann wird unvermeidlich die Umwelt dadurch belastet. Große Unternehmen wie Volkswagen sind sich dessen bewusst und haben damit auch eine große Verantwortung an die Umwelt. Der Konzern will im Vergleich zum Jahr 2010 die Umweltbelastungen bis 2025 in die Energie, CO2, Abwasser, Abfall und Lösemittelemissionen um 45% senken. Das schont nicht nur die Umwelt, sondern reduziert auch die Kosten. Seit 2010 konnten durch die Umweltmaßnahmen pro Jahr 130 Millionen Euro eingespart werden.
Dazu hat der Konzern verschiedene Konzepte entwickelt, um die selbstgesteckten Emissionsziele zu erreichen. In dem Leitbild werden die Gründe, Handlungsfelder und Ziele verdeutlicht. Dabei liegt der Fokus auf vier konkretisierten Handlungsfeldern: Klimawandel, Ressourcen, Luftqualität und Umwelt Compliance.
Da der Konzern in erster Linie ein globales Industrieunternehmen ist, sind die Anforderungen vor allem in der Fertigung höher als bei anderen Unternehmen. Hier setzt der Konzern an, um die eigenen Emissionen zu senken. Gebrauchte Teile aus Autos können aufgearbeitet werden, sodass diese im neuwertigen Zustand und kostengünstiger sind, als frisch produzierte Ersatzprodukte. Diese sind einerseits günstiger als neue Teile, darüber hinaus umweltfreundlicher. Der Konzern gibt an, dass aufgearbeitete Teile 33% weniger Energie benötigen und 28% weniger CO2 produzieren.
Volkswagen überwacht weltweit mit Hilfe der Stoffstromanalyse die eigene Fertigung, um möglichst günstig, umweltschonend und ressourceneffizient zu produzieren. Die Stoffstromanalyse hilft dabei, versteckte Verbräuche zu finden und zu reduzieren. Dies geschieht mit Hilfe von Spezialprogrammen, welche auf verschiedene Messinstrumente und Zähler zugreifen. Dabei werden die Verbräuche der Anlagen permanent mitgeschrieben und können dann angezeigt und visualisiert werden. Dies vereinfacht dem Verbrauchscontrolling die Suche nach ineffizienten und verbesserbaren Produktionsschritten und großen Verbrauchern wie Klimaanlagen, Prüfständen und die eigentlichen Fertigungsanlagen. Unregelmäßigkeiten, wie ein erhöhter Wasserverbrauch im Vergleich zum vorher geplanten Wasserverbrauch oder ein defekter Stromzähler, können gefunden und korrigiert werden. Am Beispiel einer neuen Abtropfvorrichtung im Volkswagen-Werk in Bratislava, welche im Lackiervorgang eingesetzt wird, sorgt dies allein für 3,7 Tonnen weniger Abfall im Jahr. Auch sogenannte Masterwochenenden sind Maßnahmen, um weniger Strom zu verbrauchen. Mehrfach im Jahr werden in großen Unternehmen übers Wochenende ganze Hallen vom Stromnetz getrennt, um eine Stromersparnis zu erreichen. Dabei wird genau darauf geachtet, dass große Verbraucher wie Kühl- und Lüftungsanlagen, Prüfstände und große elektrische Anlagen nicht nur in den Stromsparmodus versetzt werden, in dem nur die Grundlast der Anlagen zu messen ist, sondern komplett ausgestellt werden. Auch im Büro werden alle Verbraucher komplett ausgestellt. Die getroffenen Maßnahmen werden dann ebenso überwacht und gegebenenfalls werden Anpassungen und Korrekturmaßnahmen durchgeführt. Dazu wird der sog. Deming-Kreis (auch PDCA-Zyklus) genutzt. PDCA ist die Abkürzung von Plan - Do - Check - Act.
Hier ist der Deming-Kreis, bezogen auf die Energieeffizienznorm DIN EN ISO 50001 zu sehen
Unternehmen unterweisen die eigenen Mitarbeiter hinsichtlich Energieeffizienz und Umweltschutz. Dazu werden Seminare und Audits abgehalten, Plakate unternehmensweit aufgehängt, Flyer ausgeteilt und über das zugehörige Intranet über Umweltschutzmaßnahmen informiert.
Der benötigte Strom für die norddeutschen Volkswagenwerke wird seit fast 80 Jahren auch mit Hilfe des bekannten Heizkraftwerks mit den vier Türmen erzeugt. Die Steinkohleöfen werden nun durch Gas- und Dampfturbinenanlagen ersetzt. Diese Umbaumaßnahme soll bis Ende 2022 vollständig abgeschlossen sein, sodass sich der CO2-Ausstoß um rund 60% verringert und die Energieeffizienz um 33% steigt. CO2-Neutralität kann durch die Power-to-Gas-Anlagen erreicht werden, wenn überschüssiger Strom aus erneuerbaren Energien dazu genutzt wird, synthetisches Gas herzustellen, welches dann im Kraftwerk in Wolfsburg umgesetzt werden kann. Der Wirkungsgrad von solchen P2G-Anlagen sind jedoch relativ gering, Strom - Gas - Strom hat beispielsweise nur einen Effizienzgrad bis ca. 30 bis 44%, je nachdem, welches Gas, Wasserstoff oder Methan, hergestellt wird.
Die Produkte des Konzerns werden permanent überarbeitet und verbessert. In der Open Hybrid LabFactory, finanziert durch eine Kooperation von 28 Partnern unter der Federführung des Niedersächsischen Forschungszentrums Fahrzeugtechnik der TU Braunschweig, wird auf 10.000 qm Forschungsfläche an intelligenten Leichtbau-Lösungen für Automobile geforscht. Hierbei werden verschiedene Materialen miteinander kombiniert und auf deren Eigenschaften untersucht. Bei der Entwicklung wird ebenso die gesamte Umweltbilanz über den gesamten Lebenszyklus betrachtet, um umweltneutrale und geeignete Werkstoffe zu finden.
Der "Life-Circle" von Volkswagen. Durch ihn sollen Fahrzeuge immer bessere Umwelteigenschaften aufweisen
Außerdem fährt der Konzern mehrgleisig, um Emissionen entgegenzuwirken. Volkswagen fördert strategische Partnerschaften mit Lieferanten, um weitere Innovationen im Umweltschutz voranzutreiben [Zitat]. Des Weiteren fördert Volkswagen mit seiner "Roadmap E" eine großangelegte Elektrifizierungsoffensive bei seiner Produktpalette. Gleichzeitig wird an neuen CO2-neutralen Kraftstoffen gearbeitet, um, wie bei der Elektrifizierung der Fahrzeuge, CO2 vor Ort einzusparen. Zusätzlich entwickelt der Konzern durch die oben schon beschriebene hauseigene Marke "MOIA" neue umweltschonende und intelligente Mobilitätskonzepte. Diese werden durch Dienste, wie "We share" erweitert. Das Recycling oder die Wiederverwendung von Autobatterien und wertvoller Materialien rundet dieses mehrgleisige Innovationskonzept ab und schafft die Grundlage für eine saubere Zukunft.